Akupunktur – im Gehirn objektiv messbar

Die Wirksamkeit der Akupunktur konnte mit objektiven Messverfahren chinesischer Forscher nachgewiesen werden. Sie registrierten charakteristische Aktivitätsmuster in vielen Regionen der Hirnrinde, darunter auch solchen, die das subjektive Erleben von Schmerzen, Ängsten und Depressionen ermöglichen und steuern.

Die klassische Akupunkturbehandlung hat sich in der westlichen Welt einen festen Platz gesichert, wie die steigende Nachfrage unter Patienten und Medizinern klar zeigt. Dennoch stellt sie wissenschaftliche Forscher noch vor viele ungelöste Fragen. Bereits in den 70ern bestätigten viele Studien Vermutungen, denen zufolge die Akupunkturwirkung an eine Freisetzung von Substanzen aus Nervenzellen und an eine Aktivierung der Blutzirkulation gebunden ist. Doch waren die damaligen Möglichkeiten des Nachweises gering. Heute verfügt die Forschung über Methoden, die Körpervorgänge nahezu in Echtzeit sichtbar machen: Ganz vorne steht hierbei die funktionelle Magnetresonanz- oder Kernspintomografie (fMRT).

In China wurden die Wirkungen einer einzigen klassischen Nadelung an je einem von zwei tatsächlichen oder zwei Nicht-Akupunkturpunkten getestet. Es wurden zwei der am häufigsten verwendeten Meridianpunkte an Hand und Fuß punktiert. Beide dienen traditionell u.a. zur Behandlung von Augenleiden, Schmerzen und Ängsten. Außerdem reizten sie zwei Nicht-Akupunkturpunkte (Scheinpunkte) jeweils 10 mm vom benachbarten Echtpunkt entfernt. Damit ist erreicht, dass Echt- und Scheinpunkt von Hautnerven aus demselben Rückenmarksegment versorgt werden. 37 gesunde Freiwillige, im Schnitt knapp 27 Jahren alt, nahmen an der Vergleichsstudie teil – alle waren Rechtshänder, keiner war zuvor in psychiatrischer oder neurologischer Behandlung. Die Testpersonen waren verblindet, wussten also nicht, ob sie tatsächlich oder nur scheinbehandelt wurden. Mit dem MRT registrierten die Forscher die aktuellen Hirnaktivitäten anhand des sich ändernden Sauerstoffgehaltes im dort fließenden Blut. Sie begannen mit diesen sogenannten Scans vor der Therapie und führten sie bis weit über das Ende hinaus fort. Mit diesem Verfahren können auch in sehr kleinen Gewebeabschnitten noch Aktivitätsänderungen sicher nachgewiesen werden.

Die Stimulation an beiden Echtpunkten erhöhte in einigen Hirngebieten den Sauerstoffbedarf – und damit die Aktivität der dortigen Zellen – und reduzierte ihn in anderen. Einige Rindengebiete zeigten sich sowohl durch die echte als auch die vorgetäuschte Nadelung gleichermaßen aktiviert oder deaktiviert. Die Reizung an den Fußpunkten aktivierte beidseitig, zwei Hirnwindungen, die für die Verarbeitung von Emotionen eine wichtige Voraussetzung sind. Die Handstimulation steigerte eher die vom Schläfenlappen versteckte Insel der gegenüber liegenden Hirnhälfte und eine Reihe anderer Windungen, die wichtige Schaltstellen für die Wahrnehmung von Reizen aus dem Körperinneren – und damit für Schmerzen – enthalten.

Die Akupunktur an den Echtpunkten bewirkte – verglichen mit den benachbarten Scheinpunkten – deutliche Aktivitätsänderungen in jeweils typischen Hirnregionen. Dieses Ergebnis erhärtet, so schlussfolgern die Forscher, die Theorie traditionell orientierter Mediziner, der zufolge viele verschiedene Punkte zur Therapie vieler Störungen, wie Schmerzen, Ängste und Depressionen verwendet werden können.

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