
In der Arzneimitteltherapie haben in über zweitausendjähriger Anwendung Pflanzenteile (Wurzeln, Rinden, Blüten, Stengel und Blätter), Mineralien und tierische Produkte ihre heilende Wirkung erwiesen. Dabei gilt: das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Eine Rezeptur besteht aus einer Mischung mehrerer Arzneimittel. Die Rezeptur erfolgt nach einem logischen System auf den theoretischen Grundlagen der TCM. Jeder Patient und jede Patientin erhält so ein individuell auf ihn und seine Krankheitssituation abgestimmtes Rezept.
Diagnose
Die Diagnose wird durch die vier Untersuchungsmethoden der Chinesischen Medizin erstellt:
Sehen: Hier spielt vor allem die Zungendiagnose eine wichtige Rolle, aber auch der Teint und die gesamte körperliche Erscheinung des Patienten oder der Patientin werden einbezogen.
Hören: Die Befragung des Patienten oder der Patientin nach Symptomen und der Vorgeschichte der Erkrankung sind ausschlaggebend für die Diagnose der Ursache und der aktuellen Manifestation der Erkrankung. In die Diagnose fließt auch z.B. der Klang der Stimme des Patienten oder der Patientin ein.
Fühlen: Hier ist die Pulsdiagnose ein wichtiges diagnostisches Mittel. Auch schmerzhafte Punkte oder Verspannungen sind hier wichtig.
Riechen: Der Körpergeruch wird ebenfalls diagnostisch verwertet.
Aus der Vielzahl der diagnostischen Schritte setzt sich nun ein Bild über die Erkrankungen zusammen, z.B.: Was ist die Ursache, was sind lediglich neuere Symptome. Wie tief sitzt die Erkrankung, welche Meridiane und Organe sind betroffen?
Wie wirken die Arzneimittel?

Jedes chinesische Arzneimittel hat unverkennbare Charakteristika. Diese setzen sich aus seiner Geschmacksrichtung, der beeinflussten Leitbahn und seinem Temperaturverhalten zusammen.
Geschmacksrichtungen: süß, scharf, salzig, sauer, bitter, neutral, aromatisch (im Sinne von duftend) und adstringierend. Jedes Arzneimittel hat mindestens eines dieser Geschmacksrichtungen, meist aber zwei oder mehrere. Die Geschmacksrichtungen sind nicht nur sinnlich wahrnehmbar, sondern haben auch bekannte Wirkungen im Körper: Salziges z.B. trocknet; Scharfes öffnet die Oberfläche: dies zeigt sich im verstärkten Schwitzen nach dem Genuss von z.B. Chilisauce.
Jedes Arzneimittel wirkt in bestimmten Leitbahnen oder Organen. So kann die Heilkraft gezielt lokal genutzt werden.
Weiter ist das Temperaturverhalten wichtig: Bei einer Erkältung wirken wärmende, evtl. heiße, auf keinen Fall aber kühle oder kalte Arzneimittel lindernd. Wichtig hierbei ist, dass das Temperaturverhalten sich nicht auf eine in °C messbare Temperatur bezieht. Vielmehr beschreibt es die Wirkung auf den Körper, die oft direkt wahrgenommen werden kann. Ingwertee z.B. verbreitet im Körper unmittelbar nach Genuss ein wärmendes Gefühl.
Zubereitung und Einnahme
Chinesische Arzneimittel werden traditionell in Form von Tees oder Dekokten (lang ausgekochte Kräuter) eingenommen. Sie bekommen dazu detaillierte Anweisungen zur Zubereitung und Einnahme. Meist werden die Arzneimittel zweimal täglich eingenommen. Wird einmal die Einnahme vergessen, sollte sie nicht durch eine zusätzliche spätere Einnahme ersetzt werden. Chinesische Arzneimittel können auch in Form von Granulaten, Pulvern, Tinkturen und Pillen und Salben zur äußerlichen Anwendung verschrieben werden.

Behandlungsdauer und -prozess
Meist erstreckt sich die Behandlung von einer Woche bis zu mehreren Monaten, abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung. Während der Behandlung wird der Patient oder die Patientin regelmäßig untersucht, um sicherzustellen, dass die gewählte Rezeptur wirksam bleibt, und um die Zusammenstellung der Rezeptur dem Gesundungsprozess anzupassen.
Bei welchen Beschwerden kann die Arzneimitteltherapie hilfreich sein?
Sowohl akute als auch chronische Krankheiten können mit chinesischen Arzneimitteln behandelt werden. Grundsätzlich besteht keine Einschränkung der Anwendbarkeit der Chinesischen Arzneimitteltherapie auf bestimmte Erkrankungen.
Es hängt allerdings von der Schwere und Chronizität der Erkrankung ab, wie schnell chinesische Arzneimittel für den Patienten spürbare Besserung oder Heilung bewirken.
Insgesamt verbessern die Arzneimittel die Lebensqualität. Viele Patienten berichten, dass sich bereits zu Beginn der Behandlung ihre Energie steigert und ihre Stimmung verbessert.
Wer kann chinesische Arzneimittel nehmen?
Chinesische Kräuter können in jedem Alter genommen werden. Die Dosis der Rezeptur wird dem Alter, Gewicht und Ihren Lebensgewohnheiten angepasst.

Was müssen Sie vor einer Behandlung beachten?
Vor der Konsultation sollten Sie keine große Mahlzeit zu sich nehmen, aber auch nicht hungrig sein. Auf den Genuss von Kaffee, schwarzen Tee oder Alkohol sollte verzichtet werden, ebenso auf anstrengende Tätigkeiten und Sport. Vermeiden Sie auch stark färbende Lebensmittel, damit die Zunge ein klares Bild für die Diagnose abgibt.
Was werden Sie nach der Behandlung bemerken?
In der Regel wird der Patient nach dem Beginn der Einnahme der chinesischen Arzneimittel eine Linderung seiner Beschwerden bemerken. In Einzelfällen kann es jedoch zu Reaktionen kommen, die dem Patienten zunächst als Verschlimmerung seiner Beschwerden erscheinen.
In einigen Fällen wird eine Ausleitung über Stuhl oder Urin angestrebt. Dabei kann es zu vermehrtem Wasserlassen oder Stuhlgang kommen. Dies geschieht im Sinne der Therapie.
Am Anfang der Behandlung können vereinzelt auch Übelkeit, vermehrte Darmgeräusche und Blähungen auftreten. Sollten diese länger anhalten, erzählern Sie mir davon.
Bitte bedenken Sie, dass eine angestrebte Besserung besonders bei chronischen, also lange bestehenden Leiden seine Zeit braucht.
Sollten Sie Ihren behandelnden Arzt informieren?
Es ist zu empfehlen, den behandelnden Arzt davon in Kenntnis zu setzen, dass Sie chinesische Arzneimittel verordnet bekommen haben. Ich werde Sie detailliert nach den Medikamenten, die Sie einnehmen befragen. Gegebenenfalls empfehle ich Ihnen, westliche Medikamente und chinesische Arzneimittel mit zeitlichem Abstand einzunehmen.
Sie sollten nie die von Ihrem Arzt verschriebene Medikation eigenmächtig absetzen.

Was kostet eine Behandlung mit chinesischen Arzneimitteln?
Neben den Kosten für die Konsultation müssen Sie ungefähr mit 50 EUR bis 150 EUR für die chinesischen Arzneimittel im Monat rechnen. Dies ist abhängig von der Dosierung und Zusammenstellung der Rezeptur.
Sicherheit & Artenschutz
Chinesische Arzneimittel sind ein möglicher Weg aus der Krankheit. Nach genauer Diagnose wird die richtige Rezeptur zusammengestellt.
Von einer Selbstmedikation ist dringend abzuraten. Dies gilt selbst für mittlerweile so populäre Kräuter wie Ginseng.
In Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern werden die chinesischen Arzneimittel vorwiegend über Apotheken und Großhändler gehandelt. Diesen obliegt die Verantwortung über die Reinheit der Mittel. Die Identität und Reinheit der Rohdrogen wird nach EU Richtlinien regelmäßig geprüft und durch Zertifikate belegt. Ich arbeite vor allem mit der Zieten Apotheke in Berlin zusammen.
Heute wird bei der Wahl der Arzneimittel natürlich dem Artenschutz Rechnung getragen. Geschützte Arten aus dem Tier- und Pflanzenreich werden nicht mehr eingesetzt.